Der Pinguin

Herzlich Willkommen, ich bin der Pinguin.

Schön, dass Sie bei mir vorbeischauen. Unter Menschen blühe ich richtig auf. Am liebsten habe ich Gäste. (Also, noch lieber mag ich Fisch. Aber das ist eine andere Geschichte …)

Vor einigen Jahren haben wir in München ein Café gehabt. Das hieß „Caféhaus zum lesenden Pinguin“. Das war eine tolle Sache, dass das nach mir benannt war. Da gab es auch Eis. Kurzzeitig dachte ich, ich esse nur noch Eis. Aber Fisch ist mir doch lieber. Und viele Gäste hatten wir. Jeden Tag saß ich oben auf dem Eistresen und habe die Gäste begrüßt. Jeden einzeln. Das hat Spaß gemacht. War aber auch anstrengend. Manchmal war es ganz schön laut und hektisch. Besonders gut gefallen hat es mir, dass die Gäste nach einiger Zeit auch mich begrüßt haben und untereinander ausgemacht haben, „zum Pinguin“ zu gehen. Was mögen Sie eigentlich am liebsten?

Dann kamen einige Jahre, in denen hatte ich es ruhig. Viel zu ruhig. Da hat die Susanne für Lufthansa gearbeitet – und mich nicht mitgenommen. Da haben mir die Menschen sehr gefehlt. Aber gut, als Vogel, der nicht fliegen kann, wäre ich eventuell am Flughafen gar nicht so gut besetzt gewesen… und mein eleganter schwarzer Frack wäre dort nicht angemessen gewesen, bei Lufthansa trägt man dunkelblaue Uniformen. Und Federn färben wäre für mich nicht in Frage gekommen! Gut, hat auch niemand vorgeschlagen. Vor zigtausend Jahren, als es im Lebensraum meiner Vorfahren keine Fressfeinde an Land gab, haben wir Pinguine über die Zeit das Fliegen verlernt. Brauchten wir einfach nicht. Dafür wurden wir großartige Schwimmer und Taucher. Wegen Fischen- Sie wissen schon. Und da entwickelte sich unser „Frack“. Der tarnt uns nach oben gegen den hellen Himmel und nach unten gegen das Wasser. An meinem Frack hänge ich, den finde ich schick. In Ihrem Leben gibt es bestimmt auch was, was Sie nicht missen möchten, oder? Dann wissen Sie, was ich meine.

Dann gingen die Jahre ins Land. Susanne hatte mir versprochen, wir finden was, wo ich auch wieder mitmachen kann. Noch ein bisschen Geduld… Mhm, Geduld, nicht ganz mein Ding. Kann man aber üben … Üben Sie sich auch in Geduld? Dann können wir das mal zusammen machen. Oder sind Sie da ein Naturtalent? So wie ich beim Fischen … aber das wissen Sie ja schon.

Dann fing Susanne an mit Achtsamkeitstraining. Ja, dachte ich mir, schöne Bescherung, wie langweilig. Das wird nix für mich. Auf was für Ideen Menschen kommen können … Aber dann habe ich es mir doch angeschaut (wenn ihr etwas gefällt, dann wird sie erfinderisch und hat plötzlich viele Ideen und (pssst) auch viel Geduld und Durchhaltevermögen … Deswegen sind wir jetzt auch in Regensburg, zwischendurch hat sie nämlich jemanden kennengelernt, der hat es ihr so angetan, dass sie vom Flughafen weg und nach Regensburg ist … wow, das habe ich nicht kommen sehen … Ist aber eine richtig gute Idee gewesen, finde ich (in der Donau kann ich … ok, Sie ahnen es schon … und stellen Sie sich vor, er kann auch fischen! Susanne meint sogar, das wäre gar nicht alles … aber mich überzeugte das schon völlig). Irgendwie komme ich vom Thema Achtsamkeit ab … kennen Sie das? Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste … macht aber nichts: wenn Sie bemerken, dass Ihr Geist abschweift, dann ist das ein Moment der Achtsamkeit.

Da staunen Sie jetzt. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich habe angefangen, es mir anzuschauen.

Also, so wie es ausschaut, nennen Menschen das „achtsam sein“, wenn sie sich hinhocken, still sind und nix machen, bis … ja, vermutlich bis ein Fisch anbeißt. Hat noch keiner einen Fisch gefangen, wenn er sich nicht ganz darauf einlässt und jetzt eben fischt und nicht aufs Smartphone schaut und To do Listen schreibt und abarbeitet und was Menschen den ganzen Tag sonst noch so machen …

Ich nenne das leben wie ein Pinguin. Aber gut, Worte sind sowieso nur ein Teil des Ganzen. Ausprobieren macht viel mehr Spaß. Also, wann gehen Sie mit mir fischen? Wir können uns auch zusammen hinhocken und von mir aus auch achtsam leben üben. Hauptsache wir machen das miteinander. Sie wissen ja, Gäste habe ich sehr gerne um mich.

Sie können mir übrigens auch schreiben, ich bin für Sie erreichbar unter pinguin@susanne-melanie-schmid.de . Kann eventuell ein bisschen dauern, bis ich Ihnen antworte. Könnte sein, dass ich gerade mit Kindern entspannt und fröhlich durchs Leben watschel, damit sie auch erfahren, wie das geht und wofür das gut ist. Oder ich habe erwachsene Gäste und wir gehen der Frage nach, warum Hamsterräder für Hamster sind und kein besonders schlauer Umgang mit Stress (echt, Menschen kommen auf Ideen … ich bin Pinguin – was sollte oder wollte ich in einem Hamsterrad?) und wie ein smarter Umgang mit Stress geht. Ja, oder ich bin an der Donau zum – Sie wissen schon.

Aber dann schreibe ich Ihnen – versprochen.