Der größte Stressmoment

Jedes Leben besteht aus Momenten. Schönen und stressigen. Vielleicht ist es der größte Stressmoment, wenn der Tod mitten ins Leben platzt?

Ohne anzuklopfen. Plötzlich alles anders.

Was jetzt? Was ist möglich? Was bringt die Wünsche des Verstorbenen auf den Punkt? Und wo ist Platz für Ihre eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen? Platz für Ihre Trauer? Platz für Ihre Vorstellungen eines gelungenen Abschieds?

 

Mitten im Leben – Der Tod

Es gibt nicht mehr viele Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Aber die Themenbereiche Tod und Sterben werden immer noch weitläufig ausgeklammert und im wahrsten Sinne des Wortes „totgeschwiegen“.

Warum?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum in unserer modernen Gesellschaft immer mehr Wert auf ein individuelles und unvergleichliches Leben gelegt wird und sich gleichzeitig so viele Beerdigungen und Gräber so gleichen? Wie viel Aufwand und Vorbereitung in Hochzeiten und Geburtstagsfeiern gesteckt werden und wie wenig in Beerdigungen?

Warum?

Wirklich salonfähig sind solche Fragen nicht. Tod und Sterben haben keine Lobby. Immerhin hat der Tod einen festen Sendeplatz im Fernsehen. Sonntag abends um 20:15 Uhr läuft „Tatort“. Das vorhersehbare Verbrechen und die planbare Auflösung des Ganzen. Ein wenig realistisches Vorbild für die meisten Todesfälle in der Realität. Innerhalb einer Generation ist Sterben aus der Mitte der Gesellschaft verschwunden. Großfamilien und Dorfstrukturen, in denen Sterben zum Alltag dazugehörte und es Rituale und Traditionen gab, um damit umzugehen, gibt es fast nicht mehr. Der Tod wurde abgedrängt, in Pflegeheime, Krankenhäuser, irgendwohin, wo er möglichst wenig auffällt.

Und jetzt?

Jetzt platzte der Tod mitten in Ihr Leben. Ein Ihnen nahestehender Mensch ist verstorben. Ein naher Angehöriger oder Freund fehlt. Oft kommt nun der -so verständliche, so menschliche- Gedanke auf, „alles möglichst schnell hinter sich zu bringen“. Es hält sich hartknäckig der Gedanke, Trauernden möglichst viele Entscheidungen abzunehmen. „Die anderen machen zu lassen, die sich auskennen mit diesen Themen.“ Eine Art „durchorganisierter Prozess“ vom Todeszeitpunkt bis zum Ende der Bestattung.

Wirklich? Und vor allem: Warum? In diesen Tagen -zwischen Todeszeitpunkt und Bestattung- liegen viele Entscheidungen, viel Schmerz und auch viel Potential. Ja, viele Möglichkeiten, einen selbstbestimmten Umgang mit der eigenen Trauer anzufangen. Wie wäre es, sich selber einzubringen? Statt aus Überforderung und Nicht-Wissen Entscheidungen abzugeben? Es geht nicht darum, alles selber schaffen zu müssen. Nehmen Sie Hilfe und Entlastung an! Und schauen Sie auf Ihre Bedürfnisse. Was möchten Sie gerne selber machen? Wann haben Sie das Gefühl, Ihnen wird etwas „übergestülpt“, was Sie gar nicht passend finden? Sie merken den Unterschied, ob Sie „etwas abgeben können“ (sich helfen lassen) oder ob Ihnen etwas „aus der Hand genommen“ wird, da bin ich mir sicher. Trauer ist ein Weg. Ein ganz individueller. Und in diesen Tagen kann ein Einstieg auf einen steinigen, aber wichtigen und weiterführenden Weg (und sei es ein Trampelpfad) der Trauer gelingen. Wenn Sie sich einbringen, wenn Sie ins aktive Gestalten kommen, entsteht Bewegung. Auch noch so kleine Schritte sind Bewegung! Und Bewegung schafft Veränderung und Vertrauen. So können die ersten zarten Perspektiven entstehen, für einen gelingenden Umgang mit der Trauer für Sie.

Es gibt verschiedene Bausteine auf diesem Weg. Sprechen Sie mit Ihren Bestattern. Fragen Sie, wie Sie sich einbringen können. Ob Sie vielleicht dabei sein können, wenn Ihre Angehörige versorgt wird. Wenn Sie eigene Kleidung bringen möchten. Ihre Bestatter kennen sich aus, stellen Sie alle Fragen und sagen Sie, wenn Sie dabei sein möchten. Und fragen Sie, wenn Sie sich unsicher sind, ob etwas möglich ist. Es geht oftmals viel, was man vorher nicht geahnt hat. Und es geht um Ihren Umgang mit Ihrem Verlust – Sie sind der Maßstab. Und auch abgeben von Aufgaben (zur Entlastung, zur Unterstützung) ist völlig in Ordnung. Nur aus Überforderung oder Nicht- Wissen keine Fragen stellen bzw. Entscheidungen abgeben ist keine Lösung.

Und jetzt? Ein Puzzleteil, das ein Einstieg in diesen Weg, diesen Trampelpfad, des Umgang mit dem Verlust sein kann, ist die Gestaltung der Trauerfeier. Wenn Ihre Angehörige keiner Glaubensgemeinschaft/ Kirche angehörte, Sie aus welchen Gründen auch immer keine religiöse Bestattung möchten, dann kann eine Trauerrednerin, da Sie auf meiner Seite sind, kann ich, eine persönliche Trauerrede halten und wir gemeinsam eine für Sie stimmige Trauerfeier planen. Eigentlich möchten Sie gerne eine religiöse Bestattung und zusätzlich eine ausführlichere, persönliche Rede? Dann machen wir das. In Absprache mit Ihnen und den Geistlichen halte ich während der Trauerfeier eine persönliche Rede in der Trauerhalle oder am Grab.