Es wird wieder Herbst-ganz vorsichtig, noch wird es tagsüber angenehm sonnig und warm. Die Außenbestuhlung der Cafés ist voller Menschen. Die Schlangen vor den wenigen noch geöffneten Eisdielen lang, die Fahrradständer voll und die Sonnenplätze auf den Parkbänken belegt. Die Bäume strahlen in bunten Farben und Kastanien liegen auf dem Boden. Und doch, morgens (in Flussnähe auch gern länger) hängt der Nebel in den Gassen. Und abends wird es teilweise schon richtig frisch.
Herbstzeit = Erntezeit. Irgendwie hat jede Jahreszeit ihren ganz eigenen Charme. Und doch mag ich den Herbst ganz besonders. Stimmt schon, ich mag alle vier Jahreszeiten. Und trotzdem habe ich den Herbst ins Herz geschlossen. Nicht mehr so viel draußen – mehr drinnen. Mehr Tee und wieder mehr Suppen und Ofengerichte. Auf was freuen Sie sich, wenn der Herbst anklopft?
Manchmal kann es auch entschleunigend sein, selber gute Sachen aus im Herbst reifen Früchten zu machen. Aus den saftigen Trauben haben wir Saft gemacht. Jede Menge Trauben, ganze Haufen und dann – 1,5 l Saft. Zwei Flaschen. Soviel Aufwand und dann…? Zwei Flaschen Saft? Soviel Kerne, Schalen und Stiele als Reste? Soviel Zeit vorbei? Da taucht wieder die Frage auf, aus welchem Blickwinkel wir auf unseren Alltag schauen. Sehen wir eine Ansammlung von Kernen und Stielen beziehungsweise ewig langen „To-Do-Listen“? Oder sehen wir den fertigen Saft? Die kleinen Überraschungen, die der Tag bereithält? Wie war das? Das geht auch achtsam, oder? Diesen kleinen Moment des bewussten Innehaltens. Nur kurz. Zwei – dreimal durchschnaufen. Und hinschauen. Was ist gerade los? Jetzt- in diesem Moment? Wahrnehmen, was ist. Die Kleinigkeiten wahrnehmen, die wir sonst so leicht übersehen. Und vielleicht ein Gläschen Saft. Bevor der Blick weiterwandert und wir uns -vielleicht sogar mit einem kleinen Lächeln- dem nächsten Punkt auf der To-Do-Liste zuwenden.